Die Briefe

05. Juli 1935

Brief von Rosemarie

Lieber Georg, ob dieser Brief vernünftig wird, weiß ich nicht; er entsteht in der allgemeinen Schreibstunde u. ich muß zwischendurch die unmöglichsten Fragen beantworten. Es geht mir sehr gut hier – nicht schlecht, wie Du vielleicht fürchtest. Hier sind ausnahmslos nette Kinder – 18 Stück – u. ich habe überhaupt keine Not mit ihnen. Wenn … Weiterlesen →

04. Juli 1935

Brief von Georg

Meine liebste Kleine, hoffentlich hast du inzwischen meinen letzten Brief erhalten. Ich habe dich darin um meine alten gelben Schuhe gebeten. Die Verwendung von neutralen Umschlägen ist nicht erlaubt. Du mußt deshalb dafür sorgen, daß jemand meine Briefe dir nachsendet. Wegen meiner Überführung nach Leipzig werde ich in den nächsten Tagen an den Rechtsanwalt schreiben. … Weiterlesen →

29. Juni 1935

Brief von Rosemarie

Lieber, guter Georg, heute ist der erste Tag meiner langen Ferien (bis 8. August). Ich verbringe ihn in der Sidonienstraße. Hella ist krank, Mutter mit Klaus schon abgereist, Ruth hat furchtbar viel Patienten. Da kann ich mich schon nützlich machen. Außerdem will ich auch Ruth bei der Abrechnung helfen. Wenn ich damit fertig bin – … Weiterlesen →

27. Juni 1935

Brief von Georg

Meine liebe Kleine, wenn meine alten gelben Schuhe noch existieren, schicke sie mir bitte zu. So wie sie sind! Über deinen Brief habe ich mich sehr gefreut. Es tut mir nur sehr leid, daß du so sehr sparen mußt. Es freut mich andererseits, daß du meine Abwesenheit immer wieder merkst. In meiner Sache muß ich … Weiterlesen →

24. Juni 1935

Brief von Rosemarie

Lieber Georg, ich kann Dir gar nicht sagen, welche Zaubermacht die kleinen weißen Zettel mit den kärglichen Zeilen haben, die ich jeden Sonntag bekomme. Eben noch war ich mürrisch, langsam bei der Arbeit, das Leben sah grau und hoffnungslos aus. Kaum habe ich den Brief von Dir in der Hand, werde ich froh und habe … Weiterlesen →

20. Juni 1935

Brief von Georg

Meine liebe Kleine, deinen Pfingstenbrief habe ich doch erhalten. Über deinen letzten Brief habe ich mich sehr gefreut. Du siehst nun selbst ein, daß ich dich richtig eingeschätzt habe. Ich kann noch hinzufügen, daß du meine Erwartungen bei weitem übertroffen hast. Dein Paket habe ich auch erhalten. Von den meisten Sachen kann ich allerdings keinen … Weiterlesen →

14. Juni 1935

Brief von Rosemarie

Lieber Junge, eben habe ich mich einer höchst merkwürdigen Tätigkeit hingegeben. Ich suchte im Glasschrank Sagen des klassischen Altertums u. fand die Briefe Deines Schwarms aus Deiner Jugendzeit. Ich habe sie gleich gelesen und die Zähne zusammengebissen. Das war ja ein verflucht hochnäsiges Luder! (Entschuldige!) Und all’ die schönklingenden selbsterfundenen Sentenzen, mit denen sie Dich … Weiterlesen →

13. Juni 1935

Brief von Georg

Meine liebe Kleine, diese Woche habe ich von dir kein Brief erhalten. Ich war darüber sehr traurig. Offenbar hast du besonders viel zu tun gehabt. Vor einigen Tagen habe ich die Anklageschrift erhalten. Erkundige dich, ob der Rechtsanwalt eine Abschrift bekommen hat. Der Tag der Verhandlung steht noch nicht fest. Sie ist in 4 – … Weiterlesen →

07. Juni 1935

Brief von Rosemarie

Lieber, guter Georg, wieder Festtage ohne Dich! Ich weiß gar nicht mehr, wie das ist, wenn man Freude und Sorge, Fest und Arbeit mit dem Kameraden teilt. Freilich denke ich manchmal, daß es sehr gut für mich ist, die Lebensweise meiner unverheirateten Berufskolleginnen kennen zu lernen. Ich verstehe sie jetzt viel besser als früher, u. … Weiterlesen →

06. Juni 1935

Brief von Georg

Meine liebe Kleine, vielen herzlichen Dank für deinen Brief. Ich bin sehr froh, daß du wieder gesund bist. Es scheint, daß es viel schlimmer war, als ich aus deinem letzten Brief entnehmen konnte. Wegen meiner Gesundheit brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich bin übrigens so braun geworden, wie ich dies nie in meinem … Weiterlesen →