Brief von Rosemarie

Lieber Georg,

vorgestern haben wir eine sehr schöne Autofahrt nach Oberschlehma gemacht. Dabei sind wir dicht bei der Steinheideler Gegend vorbeigefahren. Darüber war ich ordentlich froh. Immer mußte ich an die glücklichen Tage denken, die wir dort verlebt haben. Weißt Du noch, die schönen Sonnenaufgänge? und die roten Blumen vor dem Fenster? Weißt Du noch, wie wir auf dem Auersberg waren? Ich wollte mich nicht in den Sturm neben Dich auf die Plattform stellen. Heute ginge ich bestimmt mit hinauf.

Neulich habe ich die Briefe wieder gelesen, die Du früher an mich geschrieben hast. Da spürte ich es auch, wie glückliche Tage wir verlebt haben. Und sie kommen auch wieder – wie schwer auch unsere äußeren Lebensumstände werden mögen. Denn wir wollen ja nicht das, was viele andere Menschen Glück nennen. Bloß zusammen sein u. zusammen arbeiten dürfen möchte ich. Ich bin jetzt sehr gesund u. frisch. Ich habe abgenommen u. das ist nur gut. Da gibt es Deinerseits keinen Scheidungsgrund. Ruth – also der behandelnde Arzt – ist mit meiner Gewichtsabnahme sehr einverstanden. Besonders freut sie sich, daß mir ihre Kleider wieder passen. An einer hiesigen Ehe (bei „Gewicht“ fällt mir das ein. Die Frau ist zu dick) sehe ich immer wieder, wie die glücklichsten äußeren Lebensumstände nichts nützen, um eine Ehe u. zwei Menschenleben wertvoll u. glücklich zu machen.

Immer Deine Marusja.