Brief von Georg

Konzentrationslager Sachsenburg

Sachsenburg, den 15. 5.35

Wünsche: Nagelschere, Rasierapparat mit Klingen (ohne Etui), Rasierpinsel u. –seife (aus dem Waschtisch!) Zahnputzglas. 2 Paar Unterhosen. Keine Hemden! Besuche sind nicht gestattet!

Meine liebe Kleine, nunmehr bist du im Bilde, wo ich bin. Ich arbeite an der frischen Luft und in schöner Umgebung, wie du es mir immer gewünscht hast. Es ist etwas ganz anderes als Einzelhaft. Mein Wortschatz hat sich im Laufe von wenigen Tagen sehr bereichert. Du wirst vielleicht darüber nicht sehr erfreut sein. Zum Lesen komme ich leider sehr wenig. Deshalb mein Bücherpaket! Leider nur diese wenigen Zeilen! Mein armes Mädchen muß nach wie vor allein bleiben. Ich bin aber überzeugt, daß es den Mut nicht verliert und an mich denkt. Du bist jedenfalls immer bei mir. Gesundheitlich geht es mir ganz gut. Unsere Post bekommen wir am Dienstag. Richte dich darnach ein und schreibe deine schönen Briefe an